Die Macht der Strippen

Nein, es handelt sich hier nicht um einen erotischen Artikel. Es geht um die nackten … ähm, die reinen Fakten. 😉 Wer also etwas anders als einen technischen Bericht erwartet, sollte woanders suchen.

Am Anfang war alles gut..

Anfang 2007 stellte ich mir einen neuen Rechner zusammen. Dieser bestand unter anderem aus einem ASUS-Mainboard und zwei Festplatten von Western Digital. Da das Mainboard über einen RAID-Controller verfügt und mir die Geschwindigkeit bei Spielen und Dateioperationen wichtig ist, wurden beide Festplatten zu einem RAID-0-Array verbunden. Alles funktionierte wunderbar und ich war ein zufriedener Besitzer eines neuen PCs.

Der Ärger begann …

Mitte 2008, als der Datendurchsatz meiner Festplatten merklich sank. Das System reagierte teilweise überhaupt nicht mehr oder benötigte für Aufgaben mehrere Minuten, die normalerweise im Bruchteil einer Sekunde erledigt wurden. Nach den ersten Anzeichen erstellte ich sofort ein komplettes Backup, so dass ich vor Datenverlust geschützt war. Einige Wochen später konnte ich trotz mehreren Tests die Ursache des Problem noch immer nicht exakt bestimmten. Jedoch waren definitiv beide Festplatte betroffen. Vom Gehäusehersteller war der Verbau der Festplatten in ein Schaumstofffach vorgesehen, welches die hörbare Geräuschentwicklung der Platten vermindern sollte. Zum Abführen der entstehenden Wärme wurde ein großes Kühlblech an die Festplatten geschraubt. Da die Datenrate der Festplatte teilweise nur noch 1 – 2 MB/s betrug, war meine Vermutung, dass die Kühlung der Platten nicht ausgereicht hat und daher die Elektonik kaputt gegangen ist. Aufgrund der schwankenden Stabilität entschied ich mich im September 2008, eine neue Festplatte zu kaufen. Diese war entsprechend groß um beide vorhandenen Platten zu ersetzen. Diesmal habe ich die Platte in einen normalen 3,5″-Schacht eingebaut. So wollte ich Wärmeproblemen aus dem Weg gehen. Noch eine Neuinstallation und Rücksicherung meiner Daten durchgeführt, und schon lief das System wieder fehlerfrei.

3 Monate später …

begann das Spiel von neuem. Das System reagierte merklich langsamer. Da die Festplatte nicht alt war und ich schon 3 Monate vorher Festplatten ausgetauscht hatte, suchte ich erneut nach anderen Fehlern. Treiber und Systemeinstellungen wurden überprüft. Nichts. Dann entschied ich mich für ein BIOS-Update. Und da ASUS ein super Tool für das Update unter Windows anbietet, hab ich natürlich direkt im laufenden Betrieb ein neues BIOS eingespielt. Doch dummerweise ist dabei etwas schiefgegangen. Nach dem Löschen konnte das neue BIOS nicht geschrieben werden. Das Mainboard war danach nicht mehr zu gebrauchen. Wenn man den Rechner einschaltete liefen zwar die Geräte an, aber es wurde vom BIOS weder die Grafikkarte initialisiert, noch sonst irgendwelche Signale ausgegeben. Also am 20.12.2008 ein neues Mainboard von Gigabyte gekauft (was auf die Schnelle eben verfügbar war) und eingebaut. Neuinstallation war zum Glück nicht notwendig. Vorerst lief das System wie gewohnt.

Etwas über eine Woche später begann das System jedoch wieder zu zicken. Nach Einbau des neuen Mainboards hatte ich vergessen, die S.M.A.R.T.-Überwachung der Festplatte zu aktivieren. Als ich das nachgeholt hatte, wurde auch sofort ein Fehler von der Platte gemeldet. Ein direkter Umtausch der Festplatte im Geschäft war nicht möglich. Die Festplatte müsse durch den Hersteller überprüft werden, was einige Wochen dauern kann. Daher habe ich am 30.12.2008 eine neue Festplatte gekauft und einige Tage später die defekte Platte an den Hersteller zurücksenden lassen. Nun führte ich wieder eine Neuinstallation durch und spielte meine persönlichen Daten auf. Das System lieft wieder ohne Fehler.

6 Wochen später konnte ich mir beim Verkäufer eine neue Festplatte abholen. Ich entschied mich, diese als zusätzlichen Datenspeicher zu benutzen. Die Platte musste ich direkt unter der bereits vorhandenen Festplatte einbauen. Dabei stellte ich fest, dass ich das abgewinkelte SATA-Kabel der bisher vorhandenen Platte nicht weiter benutzen kann. Die neue Platte war dem Kabel einfach im Weg. Dem Gigabyte-Board waren jedoch orange SATA-Kabel ohne abgewickelte Stecker beigelegt. Also tauschte ich das Kabel der Hauptplatte entsprechend aus. Die neu eingebaute Festplatte hab ich weiterhin mit dem abwinkelten SATA-Kabel angeschlossen.

Bis Mai 2009 …

war ich jedoch mit meiner neuen Datenfestplatte nicht so richtig zufrieden. Immer wieder zeigte sich ein Verhalten mit Datenübertragungen zwisch 1 – 2.5 MB/s. S.M.A.R.T.-Fehler wurden diesmal jedoch nicht gemeldet. Und zeitweise war auch ein performanter Zugriff möglich. Aber ich nutzte die Platte nur selten. Doch dann konnte ich plötzlich auf kürzlich gespeicherte Dateien nicht mehr zugreifen. Nun war es wieder an der Zeit für ein Backup. Danach versuchte ich mit Tools des Herstellers (Seagate) Licht ins Dunkel zu bringen. Wenn ich dort Langzeittests durchführte, schlugen diese immer fehl. Aber es gab keinen Fehlerhinweise oder ähnliches. Unter DOS blieben die Tests nach einigen Minuten einfach stehen und reagierten nicht mehr auf Eingaben.

Somit brachte ich die Festplatte wieder zum Händler und schilderte die Symptome. Eine Woche später rief mich der Händler an. Die Platte habe man mehrere Tage getestet und dabei keinen Fehler feststellen können. Bei mir trat das Verhalten aber schon nach wenigen Minten auf. Diese Woche habe ich die Platte dann wieder abgeholt und im Rechner eingebaut. Sie zeigte das gleiche Bild wie zuvor. Unter DOS blieb die Testanwendung nach einigen Minuten einfach stehen.

Da die Primäre-Systemplatte jedoch fehlerfrei funktionierte, konnte ich ein generellen Fehler des Mainboards ausschließen. Mein nächster Gedanke war, dass der Controlleranschluss des Mainboards defekt sei. Ich steckte die Platte daher an einen der vielen anderen SATA-Anschlüsse. Doch bei Tests stellte sich erneut das Verhalten ein, wenn auch erst nach einer viel längeren Zeit. Nächster Schritt: Die Platte am Anschluss der funktionierenden Systemfestplatte testen. Da sich das Umstecken der Kabel auf dem Mainboard relativ schlecht bewerkstelligen lies, habe ich direkt das Kabel von der Systemplatte (die brauchte ich für einen Test ja nicht) an die Datenplatte angeschlossen. Der jetzt gestartete Langzeittest lief und lief und lief. Auch das vollständige Löschen der Platte war nach 2 Stunden erfolgreich beendet. So richtig wollte ich aber nicht glauben, dass bis auf den ersten Anschluss des SATA-Controllers alle Anschlüsse defekt sind.

Da bemerkte ich, dass ich an dem funktionierenden Anschluss das von Gigabyte mitgelieferte SATA-Kabel verwende. Im Gegensatz zur Datenplatte. Dort habe ich nachwievor das zum ASUS-Board gehörenden Kabel verwendet. Nachdem ich auch dieses Kabel ersetzt hatte, war das Nutzen der Datenplatte kein Problem mehr. Ich konnte es kaum glauben … und es kommt noch besser. Die vor einem Jahr als defekt eingestuften WD-Festplatten funktionieren mit dem neuen Kabel auch fehlerfrei.

Fazit

Es zeigt sich mal wieder, dass man an die einfachste Fehlerursache, ein fehlerhaftes Kabel oder eine fehlerhafte Steckverbindung, erst zuletzt denkt. Sämtliche Festplattenproblem der letzten 1 ½ Jahren sind vermutlich auf den Einsatz dieser SATA-Kabel zurückzuführen. Selbst die zurückgegeben Festplatte, welche S.M.A.R.T.-Fehler gemeldet hat, ist vermutlich gar nicht defekt. Der S.M.A.R.T-Mechanismus überwacht bestimmte Informationen der Festplatte und sobald diese zu oft aus dem zuläßigen Bereich laufen, wird ein Fehler signalisiert. Durch das Kabel herbeigeführte Datenfehler könnten somit zur Anzeige eines Festplattenfehlers geführt haben, die Platte wäre jedoch völlig in Ordnung.

Und was ist nun der Unterschied zwischen den beiden verwendeten SATA-Kabeln?

Ganz einfach. Die zuerst verwendeten SATA-Kabel haben keinen Clip-Verschluss und sehen wie folgt aus.

sata1

Die neueren Kabel hingegen sind mit einem zusätzlichen Clip-Verschluss ausgestattet. Somit halten diese besser in den Buchsen.

satacable

Kabel gehören mittlerweile zu den alltäglichsten Elektronikartikeln. Da vergisst man schnell, dass auch diese wichtig sind. Und bei den hohen Übertragungsraten von 3 GB/s “Macht” eine kleine Halterung den Unterschied.

Gekostet hat mich diese Erfahrung übrigens rund 300 Euro (zwei Festplatten + ein Mainboard) und jede Menge Zeit.

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